Die Farbe der Harmonie und des Vertrauens
Blau als Farbe des Gefühls ist so gegensätzlich wie unsere Gefühle selbst: Vom melancholischen, traurigen Blau bis zum entspannten, sammelnden Blau gehen die Bedeutungen auseinander. Blau wirkt oft kühl und wird mit dem Himmel und dem Meer verbunden, mit großen Naturerlebnissen. Ein Stück weit wird Blau zu der Farbe des Unwirklichen, des Schemenhaften. Dies verdeutlich auch die Entwicklung von Sprachen: Die alten Römer beispielsweise kannten kein Wort für Blau, die Isländer bezeichnen alle Farben zwischen Schwarz und Blau mit demselben Wort und sowohl die alten Ägypter als auch einige Naturvölker unterscheiden sprachlich nicht zwischen Blau und Grün.
Im Christentum stand Blau als Farbe des Himmels schon immer mit dem Göttlichen, dem Überirdischen in Verbindung. Einst galt die Farbe als weiblich und wurde der Jungfrau Maria zugeschrieben. Im Gegensatz zum irdischen, präsenten Rot symbolisiert Blau das Irreale. Es steht gleichermaßen für den Traum nach Freiheit, unendlichen Weiten aber auch für Introvertiertheit und den Rückzug in sich selbst. Blau steht für Sanftmut – aber im Gegensatz zum präsenten, gelassenen Grün, ist Blau ruhig durch Distanz. Gleichzeitig repräsentiert Blau auch eine klare Besonnenheit, Objektivität, Neutralität und Klarheit – das flößt Vertrauen ein und vermittelt ein Gefühl von Sicherheit. Aus diesem Grunde bedienen sich Banken und Versicherungen gern der Farbe Blau für ihre Firmenlogos.
Helle Blautöne scheinen sich in luftigen Höhen zu verlieren. Sie befreien den Geist und verleihen ein Gefühl kühler Frische. Wie alle Blautöne scheint auch ein Himmelblau weit und wenig greifbar. Es ist leicht, luftig und flüchtig und scheint sich selbst immer wieder neu zu erfinden.
Dunkle Blautöne sind wie das unergründliche Meer – tief und weit. Die Unzugänglichkeit von Mittelblau wird in den tiefen Nuancen in eine melancholische Besinnlichkeit gesteigert. Ein Dunkelblau sorgt für innere Einkehr, für die Beantwortung philosophischer Fragen des Seins. Dunkelblau ist dabei nicht traditionalistisch oder starr wie ein dunkles Tannengrün, sondern steht für die immer wieder neue Auseinandersetzung mit der Wahrheit – die ebenso wie der Farbton schwer zu ergründen ist. Es ist die Farbe der Philosophen und Denker, sie steht für das Erfassen komplexer Zusammenhänge durch den nötigen Weitblick. Aber natürlich hat Blau auch die Bedeutung von Souveränität, Stärke, Verlässlichkeit und Vertrauen.
Vollmar, Klausbernd (2017): Farben. Was sie bedeuten und wie sie wirken; Knaur: München.
Wolf, Isabelle (2011): Was Farben sagen. Die Sprache der Farben verstehen und gekonnt einsetzen in Einrichtung und Mode; Goldmann: München.